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Gregorian – The Dark Side of the Chant

Gregorian (11)16.02.2011 [db] Bestuhlte Konzerte sind mir ein Graus. Und doch wieder nicht. Bei Peter Maffay konnte ich es nicht nachvollziehen. Bei Schiller schon eher. Und bei Gregorian würde ich mich überraschen lassen müssen. Das Musikprojekt von Produzent Frank Peterson erfreut sich seit Ende der 1990er Jahre steter Beliebtheit. Auch ohne Nummer Eins-Alben halten sich Gregorian mit jedem neuen Longplayer lange in den Charts. Irgendwo situiert zwischen Weltmusik und Chill Out, haben sie sich mit dem Genre Gregorian Pop eine eigene Nische geschaffen und den Geschmack von Generationen getroffen. Live erlebt habe ich sie noch nie. Und so wandert mein Blick – wie immer – erst einmal durch das Publikum in der Messehalle Erfurt. Da mischen sich junge Paare in Jeans und T-Shirt mit Mittfünfzigern, die sich richtig in Schale geschmissen haben. Eltern haben ihre Kinder im Schlepptau und alle suchen nach dem ersten Gong hektisch ihre Reihe und ihren Sitzplatz. Ich beobachte das Gewusel leicht amüsiert, als sich in der Reihe hinter mir herausstellt, dass sich jemand auf den falschen Platz gesetzt hat und zwanzig Leute in einer Art La-Ola-Welle einen Stuhl weiter rücken. Dann geht das Saallicht aus und der mit blau beleuchtete Vorhang fällt.

Gregorian in Erfurt. Mit viel Lichtshow und Effekten. Acht Sänger stehen im Scheinwerferlicht, im Kreis angeordnet, die Gesichter unter langen Kapuzen verborgen und die Hände gefaltet. Das Bühnenbild sieht da schon mal grandios aus. Und mystisch. Doch die dunkle Seite des Chorals sucht man an diesem Abend vergebens. Zu poppig, zu leicht kam der Kirchengesang daher. Der gregorianische Gesang wird zeitweise übertönt vom Spiel der Liveband. Das scheinen auch die Sänger der Formation zu wissen, denn vor der Pause geben sie dem Publikum den Hinweis, dass sie ihre diesjährige Weihnachtstour in die Kirchen Deutschlands führen wird, wo sie dann pur zu erleben sein werden. Das wäre dann wahrscheinlich meine Wahl gewesen. Denn viele Interpretationen von Gregorian treffen nicht so ganz meinen Nerv. Als sie „Join Me“ von H.I.M. intonieren bin ich anfangs begeistert. Als die weibliche Stimme hinzukommt, zerstört es mir das Klangbild zu sehr. „Fix you“ von Coldplay, einer der ausgemachten Favoriten von Gregorian, eignet sich so gar nicht, um in Kirchengesang umgesetzt zu werden. Dann doch lieber „Without you“ von U2. Das beeindruckt. Am besten jedoch sind die wenigen Eigenkompositionen. Zu „The Forrest“ trommeln die singenden Mönche. Bei diesem Stück habe ich eine Ahnung von „The Dark Side of the Chant“ und möchte davon mehr. Doch in diesem Rahmen gibt es das nicht. Das Programm ist – und damit zollen sie dem breiten Spektrum an Fans Tribut – massentauglich. Die Lichtshow ist spektakulär. Das Spiel mit den Scheinwerfern beherrscht die Crew hier perfekt. Perfekt abgestimmt auf jeden Takt, jeden Ton. Das macht Spaß. Alles in allem ist die aktuelle Show von Gregorian in einen bombastischen Rahmen gepackt, der hier und da ein paar kleine Schwächen aufweist, aber nicht minder unterhaltsam ist. Gregorian vermögen es den Zuschauer zu packen. Der Gesang ist großartig, die Liveband sollte man ein wenig zurücknehmen, damit der Choral besser zum Tragen kommt. Doch für Fans diese Wellness Sounds, wie der Gregorian Pop mitunter auch genannt wird, wird es immer wieder ein Erlebnis sein. Auch ich hatte Momente, in denen mir vor Staunen der Mund offen stand. Mönche rocken.

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